Kritik an "Die Verwandlung"

Im Deutsch Unterricht haben wir uns Kafkas «Die Verwandlung» angeschaut. Der Text folgt Gregor Samsa, ein Handelsreisender, während der letzten Wochen seines Lebens.

Wie uns schon mit den ersten Zeilen mitgeteilt wird, hat er sich durch die Nacht – bevor die Erzählung anfängt - in ein Ungeziefer verwandelt. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit Gregors neuer Morgenroutine als Ungeziefer. Nach viel drehen und ausprobieren schafft er aus dem Bett rauszukommen und macht seine Türe auf, womit er die ganze Familie erschreckt. Nach Gregors Verwandlung hofft seine Familie, dass Gregor immer noch in diesem Ungeziefer drinsteckt, und dass er sich zurück verwandeln wird. Diese Hoffnung stirbt langsam ab, bis er nur als grosses Ungeziefer gesehen wird. Die Geschichte ist grösstenteils von Gregors Perspektive geschrieben, also bekommt man als Leser seine Gedanken mit. Es entsteht somit ein grosser Kontrast zwischen seiner beschriebenen Menschlichkeit und wie er von aussen aufgenommen wird. In dem zweiten Kapitel wird die Beziehung zwischen Gregor-Ungeziefer und seiner Schwester unter die Lupe genommen. Sie war die Einzige in der Familie, die sich traute in Gregors Zimmer zu treten, und auf ihn aufzupassen. Obwohl Gregors Verwandlung optisch vervollständigt ist, durchgeht er noch ein paar Änderungen. Sowohl sein kulinarischer Geschmack als auch seine Workout Routine passen sich dem Ungeziefer Körper an. Während des Kapitels verwandelt sich aber auch die Beziehung zwischen Gregor-Ungeziefer und seiner Schwester. Sie verbringt nicht mehr Zeit in seinem Zimmer, ausser wenn es nötig ist, zum Beispiel um Essen zu bringen. Sie räumt nicht mehr auf und putzt nicht mehr; was sie am Anfang immer gerne gemacht hat, um Gregors Situation leichter zu machen. Das Ende des Kapitels gilt aus meiner Sicht als Höhepunkt der Geschichte. Die Mutter und die Schwester räumen Gregors Zimmer auf, damit Gregor-Ungeziefer mehr Platz zum Bewegen hat. Ob dieser Umzug mit guten Absichten ist oder ein Mittel ist, um Gregor von seiner Menschlichkeit weiter zu berauben, ist nicht klar. Weil die Türe offen ist, macht sich Gregor aus dem Zimmer, gerade als der Vater nach Hause kommt. Der Vater jagt Gregor-Ungeziefer mit Äpfeln zurück in das Zimmer, was Gregor mit schweren Verletzungen hinterlässt. Gegen das Ende der Geschichte stirbt Gregor an unbekannten Gründen und die Familie fängt ein neues Leben an zu dritt.

Wir haben den Grund für seinen Tod besprochen. Inhaltlich ist es offensichtlich, dass Gregor-Ungeziefer wegen der Wunden, die die Apfelwürfe hinterlassen haben, gestorben ist. Die Hypothese, dass Gregor gestorben ist, weil seine Familie ihn loswerden will. Gefällt mir besonders.  Sobald seine Schwester sich wünscht, wäre Gregor-Ungeziefer weg, stirbt er. Er zeigt seine Menschlichkeit und beweist, dass seine Verwandlung geistig nicht stattgefunden hat. Das ist ein Aspekt, der mir im Buch sehr gut gefallen hat; dass Gregor mehr empathisch und «menschlich» ist als all die Menschen in seinem Haus.

Kafka ist einer der berühmtesten Schriftsteller der Welt. Während unserer Lektüre und Besprechung über das Thema, hat sich eine Frage bei mir entwickelt: Was macht Kafka so erfolgreich und berühmt? Am Anfang meiner Lektüre war ich sehr beeindruckt, wie leicht zu verstehen «Die Verwandlung» ist. Der Text ist sprachlich sehr verständlich und die Geschichte sehr klar erzählt. Zusammen mit der Länge, war es ein sehr leicht-gelesener Text. Es wurde danach klar, dass Kafkas «Genie» vorwiegend nicht auf die Inhaltliche Ebene zu finden ist. Die Besprechung, die danach folgte, war das Interessante. Die Klasse hat Hypothesen und Meinungen aufgestellt, und keine wurden verworfen. Anhand dieses Austausches wurde klar, dass oft beim Interpretieren richtig und falsch nicht existieren. Warum hat Kafka ein Ungeziefer ausgewählt für die Verwandlung? Was bedeutet die Apfelwurf Szene? Was hat die Verwandlung bei Gregor ausgelöst und inwiefern war er noch ein Mensch? Ist die Verwandlung ein Mittel zum über Tierschutz aufmerksam zu machen? Das sind alles Fragen, die wir im Klassenverband besprochen haben und somit konnte ich mir auch eine Meinung zu dem Buch bilden. Das Buch hat mir nicht besonders gut gefallen, aus mehreren Gründen. Auf inhaltlichen Ebenen war die Geschichte sehr vorhersagbar. Dazu kommt noch auch, dass ich kein grosser Fan von Ungeziefer bin. So kurz wie es war, war der Text trotzdem sehr langgezogen und detailliert, was meiner Meinung nach auch kein Zufall ist. Kafka ist ohne Zweifel gut darin, Emotionen aufzuwecken, ob Trauer und Glücklichkeit oder Ekel und Langweile. Zu den Interpretationen konnte ich mir keine Meinung machen. Ich weiss nicht, ob das Ungeziefer eine weitere Bedeutung hat und auch nicht, ob die Vater Figur eine weitere Rolle spielt. Ich weiss auch nicht, was die Botschaft des Textes ist. Interpretieren kann man überall, mit jedem Text, der jemals geschrieben wurde. Kafka wurde mir als ein sehr spezieller Autor vorgestellt, und seine Werke ebenfalls als mit sehr tiefer Bedeutung. Dass ich enttäuscht war ist eine Übertreibung; “die Verwandlung” ist aber nicht was ich erwartet habe.

Was macht Kafka so erfolgreich und berühmt? Meine Frage wurde immer noch nicht beantwortet. Trotzdem will ich nicht damit sagen, dass ich Kafka verstanden habe. Ich werde mehrere von seinen Büchern lesen, um besser zu verstehen, was Kafka «Kafka» macht. Meine Meinung habe ich schliesslich nur auf «Die Verwandlung» bezogen.